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September 4, 2015 | Review on BR KLASSIK

ALBINONI Opera Arias and Instrumental Music

by Dirk Kruse

Concerto de Cavalieri Albinoni Opera Arias InstrumentalDem jungen italienischen Dirigenten und Musikwissenschaftler Marcello Di Lisa ist es zu verdanken, dass man Albinoni jetzt als Meister des Belcanto wiederentdecken kann. Er hat in den quer durch Europa verstreut liegenden Archiven Arien gesucht und gefunden.

In unseren Ohren wirkt der venezianische Barockkomponist Tomaso Albinoni wie ein typisches One-Hit-Wonder. Sein unverwüstliches Adagio in g-moll - am besten mit spätromantischem Gestus gespielt - fehlt auf keiner Best-of-Klassik-CD, wurde vielfach als Filmmusik eingesetzt und sogar von der Rockgruppe The Doors gecovert. Aber natürlich hat Albinoni, der aus einem reichen Elternhaus stammt - sein Vater war erfolgreicher Spielkartenfabrikant - viel viel mehr komponiert. Allein neun gedruckte Sammlungen mit Instrumentalwerken, von der Sonate bis zum großangelegten Concerto, ließ der Venezianer drucken. Dazu sind 44 Kantaten überliefert. Seine größte Bedeutung zu Lebzeiten erreichte er aber auf dem Gebiet der Oper.
Ein bis zwei Opern im Jahr

Nach eigenen Angaben will Tomaso Albinoni zwischen 1694 und 1734 80 Opern komponiert haben. Auch wenn das von der Musikwissenschaft bezweifelt und die Zahl eher auf gut 50 geschätzt wird, ist sein Opernschaffen dennoch immens zu nennen. Für Venedig, mit rund zehn erstklassigen Musiktheatern die Welthauptstadt der Oper damals, hat Albinoni im Schnitt rund ein bis zwei Opern im Jahr komponiert und ihre Aufführungen selbst geleitet. Viele von ihnen waren so erfolgreich, dass sie bald in ganz Italien und darüber hinaus gespielt wurden. Selbst nach München lud man ihn ein, wo er für den späteren Kaiser Karl VII. eine Hochzeitsoper schrieb. Auch die dirigierte er höchstpersönlich, worauf man in München sehr stolz war, da zu dieser Zeit in Deutschland und Schweden ein Betrüger unterwegs war, der sich als Albinoni ausgab. Als Komponist war er so bekannt, dass er mit Vivaldi und Händel auf eine Stufe gestellt wurde.


Als Meister des Belcanto wiederentdeckt

Warum Tomaso Albinoni als Opernkomponist so nahezu vollständig vergessen wurde liegt daran, dass kaum eines seiner Werke überliefert ist. Sieben Opern haben sich mehr oder weniger vollständig erhalten. Von einigen anderen kennt man nur noch einzelne Arien. Das meiste aber ist bis auf die gedruckten Libretti verschollen. Dem jungen italienischen Dirigenten und Musikwissenschaftler Marcello Di Lisa ist es zu verdanken, dass man Albinoni jetzt als Meister des Belcanto wiederentdecken kann. Er hat in den quer durch Europa verstreut liegenden Archiven Arien gesucht und gefunden, und zusammen mit seinem Originalklangensemble Concerto de' Cavalieri eingespielt. Für den Gesangspart konnte er die herausragende portugiesische Sopranistin Ana Quintans gewinnen.

Expressiv virtuose Sturmarien sind auf dieser Albinoni-CD ebenso zu finden wie einfühlsam fließende Sehnsuchtsarien. Und Ana Quintans singt die Turbokoloraturen ebenso expressiv wie sie die Legatobögen innig gestaltet. Das Ganze mit Feuer und Leidenschaft begleitet von Marcello Di Lisas musikalischen Kavalieren. Eine prächtige CD für Entdecker.

CD-Info:

  • Tomaso Albinoni: Opernarien und Instrumentalmusik
  • Ana Quintans (Sopran)
  • Concerto de’ Cavalieri, Leitung: Marcello Di Lisa
  • Label: deutsche harmonia mundi

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